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einführung von timm starl zu

martin starl
entgrenzte räume

als fotograf hat es martin starl vornehmlich mit den leblosen gebilden der architektur zu tun. die kamera nimmt unterschiedliche positionen ein, um das aussehen von bauwerken aufzuzeichnen. motive sind die nach außen gerichteten fassaden, hinter denen sich die konstruktion verbirgt, und die im inneren der gebäude vorgenommene ausstattung, die ihre spezifische funktionalität selten erkennen lässt.

außerhalb der vorgaben der beruflichen tätigkeit wandelt sich der blick. er sucht nach aufhebung der perspektivischen eindeutigkeiten und nach belebung der bildwelt. die fotografie bietet eine reihe von möglichkeiten, mit denen die raumzeitlichen dispositionen des mediums durchbrochen werden können: doppelbelichtung, montage, spiegelungen. martin starl ist es in erster linie um die auflösung der räumlichen verhältnisse zu tun, also operiert er - neben monitor und diaprojektion - gern mit schräg gestellten glasplatten. diese erlauben die durchsicht und erweitern zugleich den blickwinkel, indem auf ihnen dinge sichtbar werden, die außerhalb der reichweite des objektivs liegen.

bei den ersten inszenierungen hat sich der fotokünstler einer puppe bedient, später tritt er selbst als modell ins bild. in den diagonalen von sich kreuzenden blick-, reflexions- und projektionsachsen und -ebenen befindet sich ein körper - zugleich innerhalb des einen raumes und außerhalb des anderen, darunter und darüber und ebenso daneben; denn eigentlich handelt es sich um nicht gerichtete fluchten, aus deren flächen und schnittstellen sich räume denken lassen. der entgrenzte raum lässt allerdings den körper nicht unberührt, er fragmentiert ihn: dieser scheint zu schweben und zugleich aus sich selbst herauszutreten.

in den jüngsten arbeiten werden die sichtebenen reduziert zugunsten einer neuen, die wie ein durchleuchten anmutet - oder besser: wie ein gegenseitiges durchdringen von außenwelt und innenwelt. als würden die früheren zerstückelungen zurückgenommen: der kopf, die hand, der leib, bein und fuß bluten, also leben sie. in der erkenntnis der endlichkeit kommt der körper gewissermaßen wieder zu sich - und beherrscht den raum.

copyright beim autor

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